- Wenzel
- Wẹn|zel 〈m. 5; im dt. Kartenspiel〉 Bube, Unter [nach dem Männernamen Wenzel, Wenzeslaus]
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Wẹn|zel, der; -s, - [nach dem (böhmischen) Personenn. Wenzel (= Wenzeslaus), Verallgemeinerung der appellativischen Bed. zu »Knecht«]:Unter.* * *
IWẹnzel,andere Bezeichnung für den »Unter« (Bube) der deutschen Spielkarte.Wẹnzel,Herrscher:1) Wẹnzel, König (1378-1400), als Wẹnzel IV., tschechisch Václav IV. ['vaːtslaf], König von Böhmen (1363-1419), * Nürnberg 26. 2. 1361, ✝ Schloss Wenzelstein (Kunratitz bei Prag, heute Kunratice u Prahy) 16. 8. 1419, Luxemburger, Sohn Kaiser Karls IV.; wurde 1376 zum Römerbriefen König gewählt und trat 1378 die Nachfolge seines Vaters an. Er suchte dessen Politik einer Mittlerstellung zwischen Fürsten und Städten fortzusetzen, scheiterte aber im Schwäbischen Städtekrieg und vermochte das 1378 ausgebrochene Abendländische Schisma nicht beizulegen (Anerkennung des in Rom residierenden Papstes bei gleichzeitigen Verhandlungen mit dem Papst in Avignon); konnte den Landfrieden erst 1389 in der Landfriedensordnung von Eger, die ihm zudem das Bürgertum entfremdete, sichern und überwarf sich in Böhmen mit Adel und Geistlichkeit, besonders seitdem er 1393 den Prager Generalvikar Johannes von Nepomuk hatte foltern und in der Moldau ertränken lassen. Am 20. 8. 1400 setzten die vier rheinischen Kurfürsten den untätigen und das Reich vernachlässigenden Wenzel aus grundsätzlicher Opposition gegen die Hausmachtbestrebungen im Osten sowie wegen seiner Politik in Italien und gegenüber Frankreich als Römischer König ab und wählten am 21. 8. statt seiner Ruprecht von der Pfalz. Auch mit seinem Bruder Siegmund und seinem Vetter Jobst von Mähren entzweite sich Wenzel und stimmte erst nach Ruprechts Tod (1410) der Erhebung Jobsts, dann Siegmunds (1411) zum Römerbriefen König zu. Wenzel blieb König von Böhmen, wo er J. Hus zwar unterstützte, den Hussiten aber kritisch gegenüberstand; galt dort als Volkskönig.2) Wẹnzel I., der Heilige, tschech.tschechisch Václav ['vaːtslaf], Herzog (seit 921), * um 903, ✝ (ermordet) Altbunzlau 28. 9. 929 (nach anderen Angaben 935); Přemyslide, Enkel der heiligen Ludmilla; förderte die Christianisierung und frühfeudale Staatsentstehung in Böhmen; 929 von König Heinrich I. tributpflichtig gemacht (Beginn des Anschlusses an das werdende Heilige Römische Reich; endgültig nach 1004). Wenzel erlag der heidnisch-nationalen Reaktion seines jüngeren Bruders Boleslaw I., der ihn ermorden ließ. - Heiliger, seit dem 11. Jahrhundert Landespatron Böhmens (Tag: 28. 9.). Nach ihm ist u. a. die Wenzelskrone benannt.In der bildenden Kunst wird Wenzel anfänglich meist als Herzog mit Zepter dargestellt, seit Ende des 11. Jahrhunderts mit der Lanze der deutschen Herzöge, seit Ende des 12. Jahrhunderts auch mit dem Adlerschild als Zeichen des deutschen Herzogs, seit dem 14. Jahrhundert überwiegend als geharnischter Ritter (Statue von H. Parler, 1373; Prag, Sankt-Veits-Dom, Wenzelskapelle).3) Wẹnzel I., tschechisch Václav I. ['vaːtslaf], König (seit 1228/30), * 1205, ✝ bei Beraun 23. 9. 1253, Sohn Ottokars I. Přemysl, Schwiegersohn des Römerbriefen Königs Philipp von Schwaben; übernahm, schon 1228 zum König gekrönt, nach dem Tod seines Vaters die Regierung; erzielte 1239 und ab 1250 wichtige Erfolge im Bemühen um den Erwerb Österreichs, die von seinem Sohn Ottokar II. Přemysl mitgetragen und weitergeführt wurden; bemühte sich um die deutsche Siedlung in Böhmen.4) Wẹnzel II., tschechisch Václav II. ['vaːtslaf], König (seit 1278/83), * 17. 9. 1271, ✝ Prag 21. 6. 1305, Sohn Ottokars II. Přemysl; Ȋ 1285 mit Guta (✝ 1297), einer Tochter Rudolfs I. von Habsburg. Bis 1283 in brandenburgischer Gewahrsam, vermochte Wenzel, 1289 als deutscher Kurfürst und Erzschenk bestätigt und 1298 zum Reichsvikar (u. a. in der Mark Meißen) ernannt, seine Herrschaft nur mühsam zu stabilisieren (erst 1297 gekrönt). Nach Lehnsvereinbarungen mit oberschlesischen Fürsten konnte er Pommerellen sowie Großpolen gewinnen und wurde 1300 in Gnesen zum König von Polen gekrönt. Als er nach dem Aussterben der Arpaden (1301) seinen Sohn Wenzel (III.) 1302 in Stuhlweißenburg zum ungarischen König krönen ließ, kam er mit dem Römerbriefen König Albrecht I. in Konflikt, starb aber vor einer Entscheidung. - Wenzel dichtete deutsche Minnelieder.5) Wẹnzel III., tschechisch Václav III. ['vaːtslaf], König (seit 1305), * 6. 10. 1289, ✝ (ermordet) Olmütz 4. 8. 1306; letzter Přemyslide (im Mannesstamm), Sohn von 4), der ihn 1301 zum König von Ungarn erheben und 1302 krönen ließ, was zum Krieg mit dem Römischen König Albrecht I. führte. Nach dem Tod seines Vaters verzichtete Wenzel 1305 auf die ungarische Krone, um Polen gegen Wladislaw I. behaupten zu können; während der Vorbereitungen zum Feldzug wurde er unter ungeklärten Umständen ermordet.6) Wẹnzel IV., tschechisch Václav IV. ['vaːtslaf], König (1363-1419), seit 1378 Römischer König (Wenzel 1).* * *
Wẹn|zel, der; -s, - [nach dem (böhmischen) Personenn. Wenzel (= Wenzeslaus), Verallgemeinerung der appellativischen Bed. zu „Knecht“]: Unter.
Universal-Lexikon. 2012.